Veröffentlicht am März 15, 2024

Entgegen der gängigen Meinung geht es nicht darum, sich in eine „perfekte“ Haltung zu zwingen, sondern darum, den Dialog zwischen Körper und Geist zu verstehen und bewusst zu gestalten.

  • Chronische Verspannungen und Schmerzen sind oft frühe Signale emotionaler Dysbalancen, nicht nur körperliche Probleme.
  • Gezielte, sanfte Bewegungen wie Yin Yoga und bewusste Haltungsänderungen können das Nervensystem und den Hormonhaushalt effektiver regulieren als intensives Auspowern.

Empfehlung: Beginnen Sie damit, Ihre Körperhaltung nicht als Fehler zu bewerten, sondern als Botschaft zu interpretieren. Fragen Sie sich: Was versucht mein Körper mir gerade zu sagen?

Kennen Sie das? Ein unerklärliches Ziehen im Nacken, ein dumpfer Schmerz im unteren Rücken oder ein Gefühl der Niedergeschlagenheit, für das es scheinbar keinen Grund gibt. Viele Frauen suchen nach rein körperlichen Ursachen für solche Beschwerden, probieren verschiedene Trainingsmethoden aus oder hoffen, dass die Schmerzen von allein verschwinden. Der gängige Rat lautet oft, man müsse sich „einfach nur gerade halten“ oder „den Stress besser managen“. Doch diese Ansätze greifen zu kurz, denn sie übersehen eine fundamentale Wahrheit: Unser Körper und unsere Psyche führen einen ununterbrochenen Dialog.

Diese Verbindung ist keine Einbahnstraße, bei der der Geist dem Körper Befehle erteilt. Vielmehr ist es ein komplexes Wechselspiel, in dem die Körperhaltung nicht nur ein Spiegelbild unserer inneren Verfassung ist, sondern diese auch aktiv formt. Man spricht hier nicht nur von psychosomatischen (die Psyche beeinflusst den Körper), sondern auch von somatopsychischen Effekten (der Körper beeinflusst die Psyche). Chronische Verspannungen können so zu einer emotionalen Last werden, während eine bewusste Haltungsänderung das Selbstvertrauen spürbar steigern kann.

Doch was, wenn der Schlüssel nicht darin liegt, dem Körper eine „korrekte“ Haltung aufzuzwingen, sondern darin, seine subtile Sprache zu erlernen? Was, wenn wir lernen könnten, die Signale unseres Körpers – die Mikrospannungen, die unbewussten Haltungsmuster – als frühe Botschaften unseres Unterbewusstseins zu deuten? Dieser Artikel geht über die oberflächlichen Ratschläge hinaus. Er zeigt Ihnen, wie Sie die tiefen Zusammenhänge zwischen Körper, Biochemie und Emotionen verstehen und für sich nutzen können. Wir werden erforschen, warum sanfte Methoden oft wirksamer sind als hartes Training und wie Sie durch gezielte Übungen nicht nur Ihre Haltung, sondern auch Ihre Stimmung und Ihr Selbstvertrauen nachhaltig verändern können.

In den folgenden Abschnitten entdecken Sie praktische Wege, um diesen inneren Dialog zu beginnen und die Weisheit Ihres Körpers für ein Leben mit mehr Leichtigkeit und innerer Stärke zu nutzen. Der Weg führt von der sanften Burnout-Prävention über das Erkennen früher Stress-Signale bis hin zur biochemischen Wirkung von Bewegung und Haltung.

Warum ist Yin Yoga effektiver gegen Burnout als HIIT-Training?

In einer Leistungsgesellschaft, die ständig auf „höher, schneller, weiter“ getrimmt ist, scheint die Antwort auf Stress und drohenden Burnout oft paradox: noch mehr Anstrengung. Ein intensives HIIT-Training (High-Intensity Interval Training) soll den Kopf freimachen und den Körper auspowern. Doch für ein bereits überlastetes Nervensystem kann dies wie Öl ins Feuer sein. Bei Burnout geht es nicht um einen Mangel an Disziplin, sondern um eine tiefgreifende Erschöpfung des sympathischen Nervensystems – unseres „Gaspedals“. HIIT-Training aktiviert genau dieses System noch weiter.

Hier setzt Yin Yoga an, eine Praxis, die auf das parasympathische Nervensystem – unsere „Bremse“ – abzielt. Statt schneller, kraftvoller Bewegungen werden die Posen passiv und für mehrere Minuten gehalten. Dies dehnt nicht primär die Muskeln, sondern die Faszien, das tiefe Bindegewebe, in dem oft Stress und Traumata gespeichert sind. Die Münchner Yogalehrerin und Autorin Tanja Seehofer, die selbst einen schweren Burnout erlebte, fand im Yin Yoga den Weg zur Heilung. Sie erklärt: „Mir persönlich hat Yin Yoga am besten geholfen. Dadurch werden das Nervensystem und der Geist beruhigt.“ Ihre Erfahrung zeigt, dass wahre Regeneration nicht durch zusätzliche Verausgabung, sondern durch bewusstes Loslassen und „Nicht-Tun“ geschieht.

Während die Datenlage zur Yoga-Wirkung bei Burnout noch weiter erforscht wird, deutet sich laut einer Analyse des IQWiG aus 2023 bereits ein günstiger Einfluss bei einzelnen Aspekten an. Der entscheidende Punkt ist die Kultivierung der Körperwahrnehmung. Im Yin Yoga lernen wir, im Unbehagen zu verweilen, ohne sofort reagieren zu müssen – eine Fähigkeit, die im stressigen Alltag Gold wert ist. Anstatt vor dem inneren Druck wegzulaufen, lernen wir, ihn anzunehmen und ihm den Raum zu geben, sich aufzulösen.

Ihr Plan zur Burnout-Prävention durch Yin Yoga

  1. Nehmen Sie sich mindestens einmal pro Woche bewusst Zeit für eine Yin-Yoga- oder Yoga-Nidra-Einheit, um tiefe Ruhe zu finden.
  2. Praktizieren Sie Selbstmassagetechniken wie Klopfen oder Ausstreichen, um Ihre Körperwahrnehmung zu schulen und Verspannungen frühzeitig zu lösen.
  3. Üben Sie lange gehaltene Posen (3-5 Minuten), um nicht nur das Gewebe zu dehnen, sondern auch mentale Geduld für herausfordernde Situationen zu kultivieren.
  4. Integrieren Sie eine kurze, geführte Yin-Yoga-Praxis am Abend, um bewusst vom Arbeits- in den Ruhemodus zu wechseln.
  5. Verbinden Sie die Praxis mit Meditation, um den Geist zur Ruhe zu bringen und den regenerativen Effekt zu verstärken.

Wie spüren Sie Stress im Körper, bevor er zum Kopfschmerz wird?

Stress beginnt selten mit einem Paukenschlag. Meist schleicht er sich leise in unseren Alltag, manifestiert in subtilen körperlichen Signalen, die wir oft ignorieren oder als normal abtun. Ein Kopfschmerz oder eine Migräne ist oft nur das laute Finale eines langen, leisen Monologs, den unser Körper bereits geführt hat. Die Kunst der präventiven Selbstwahrnehmung besteht darin, diese frühen Flüstertöne zu hören, bevor sie zu Schreien werden. Es geht darum, den Fokus von der rein mentalen Wahrnehmung von Stress („Ich bin gestresst“) auf die physische Realität zu lenken („Ich spüre Enge in meinen Schultern“).

Achten Sie auf die Mikrohaltungen des Alltags. Sitzen Sie gerade jetzt zusammengesackt am Schreibtisch? Sind die Schultern nach vorne gezogen, der Rücken rund, der Kopf gesenkt? Diese Haltung signalisiert dem Gehirn Schutz und Rückzug, was wiederum Stressgefühle verstärken kann. Beobachten Sie Ihre Mimik im Spiegel: Eine unbewusst gerunzelte Stirn oder ein zusammengebissener Kiefer sind keine Reaktionen auf Stress – sie sind oft die Ursache, die das Gefühl erst erzeugt oder aufrechterhält. Der Körper nimmt eine Spannungshaltung ein, und der Geist folgt mit dem passenden Gefühl.

Dieses Phänomen, bei dem körperliche Zustände unsere Emotionen formen, ist ein zentraler Aspekt des „Embodiment“. Ihr Körper lügt nie. Eine flache Atmung, übereinandergeschlagene Beine, angespannte Hände – all das sind Teile eines Mosaiks, das ein klares Bild von Ihrem inneren Zustand zeichnet, lange bevor es Ihr Verstand tut.

Diese extreme Nahaufnahme verdeutlicht, wie sich Stress buchstäblich in unsere Muskulatur einschreibt. Die sichtbaren Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich sind oft die ersten Anzeichen einer chronischen Überlastung.

Makroaufnahme verspannter Nackenmuskulatur

Indem Sie lernen, diese subtilen Signale bewusst wahrzunehmen, gewinnen Sie einen entscheidenden Zeitvorteil. Statt auf den Schmerz zu warten, können Sie aktiv gegensteuern: die Schultern bewusst sinken lassen, tief in den Bauch atmen, die Kiefermuskulatur lockern. Sie unterbrechen den Kreislauf, bevor er an Fahrt gewinnt, und treten in einen aktiven Haltungsdialog mit sich selbst ein.

Intuitives Bewegen: Welcher Sport passt zu Ihrer aktuellen Gefühlslage?

Ein fester Trainingsplan kann Struktur geben, aber er kann auch zu einer weiteren Pflicht auf einer ohnehin schon langen To-do-Liste werden. Wenn wir unseren Körper zwingen, eine bestimmte Leistung zu erbringen, obwohl er sich nach etwas ganz anderem sehnt, ignorieren wir die Signale unserer inneren Weisheit. Intuitives Bewegen ist der Gegenentwurf dazu: Es geht darum, die eigene Körperintelligenz zu nutzen und die Bewegungsform zu wählen, die zur aktuellen emotionalen und physischen Verfassung passt. Statt sich zu fragen „Was *sollte* ich heute trainieren?“, lautet die Frage: „Was *braucht* mein Körper heute?“

Fühlen Sie sich gestresst, überfordert und innerlich unruhig? Dann kann eine aktive, fließende Yogaeinheit oder eine Runde Laufen genau das Richtige sein, um das Herz-Kreislauf-System in Schwung zu bringen und angestaute Energie abzubauen. Sport gilt als eine der wichtigsten Maßnahmen in der Burnout-Prävention, weil er hilft, Stresshormone abzubauen. Schon wenige Sonnengrüße am Morgen können einen großen Unterschied machen und den Körper mit Energie für den Tag versorgen.

Fühlen Sie sich hingegen ausgelaugt, müde und emotional erschöpft? Dann wäre ein intensives Workout kontraproduktiv. In solchen Momenten sehnt sich der Körper nach Regeneration und Ruhe. Eine sanfte Yin-Yoga-Session, bei der die Haltungen lange gehalten werden, oder ein geführtes Yoga Nidra (der „yogische Schlaf“) können dem Nervensystem helfen, tief zu entspannen und die Energiereserven wieder aufzufüllen. Viele Frauen, die abends apathisch auf dem Sofa landen, könnten davon profitieren, die passive Zeit zu begrenzen (z.B. nur eine Folge der Lieblingsserie) und stattdessen eine bewusste Erholung durch achtsame Bewegung zu wählen.

Der Schlüssel liegt darin, ehrlich mit sich selbst zu sein und die Erwartungen an die eigene Leistungsfähigkeit loszulassen. Intuitives Bewegen ist ein Akt der Selbstfürsorge. Es bedeutet, die Verbindung zum eigenen Körper wiederherzustellen und ihn als weisen Ratgeber anzuerkennen, statt ihn wie eine Maschine zu behandeln, die funktionieren muss.

Rückenschmerzen ohne Befund: Was will Ihre Seele Ihnen sagen?

Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Rückenschmerzen, doch bei einem Großteil von ihnen finden Ärzte keine klare organische Ursache wie einen Bandscheibenvorfall oder eine Fehlstellung. Diese sogenannten „unspezifischen“ Rückenschmerzen sind ein klassisches Beispiel für ein psychosomatisches Geschehen. Der Schmerz ist real und quälend, doch seine Wurzel liegt oft nicht in der Wirbelsäule, sondern in der Seele. Unser Rücken trägt im wahrsten Sinne des Wortes unsere Lasten. Fühlen wir uns überfordert, tragen wir zu viel Verantwortung oder mangelt es uns an Unterstützung, kann sich dies als Schmerz im Rücken manifestieren.

Der Körper wird zur Bühne für ungelöste innere Konflikte. Die Redewendungen „jemandem in den Rücken fallen“ oder „kein Rückgrat haben“ kommen nicht von ungefähr. Sie beschreiben eine tiefe, intuitive Wahrheit über die Verbindung von Körper und Emotion. Ein Schmerz im oberen Rücken kann auf eine emotionale Last hindeuten, die Sie auf Ihren Schultern tragen. Schmerzen im unteren Rücken stehen oft in Verbindung mit existenziellen Ängsten, finanziellen Sorgen oder einem Gefühl mangelnder Stabilität und Erdung.

Um diese Botschaften zu entschlüsseln, müssen wir aufhören, den Schmerz nur als Feind zu betrachten, den es zu bekämpfen gilt. Stattdessen können wir ihn als Signal verstehen. Yoga und andere Formen der Körperarbeit helfen dabei, wieder in Kontakt mit der eigenen inneren Stimme zu kommen. Viele unserer heutigen Reaktionsmuster sind durch Prägungen aus der Kindheit wie hypnotisiert. Wir laufen vor unangenehmen Gefühlen davon, lenken uns mit Konsum oder Arbeit ab. Eine Praxis wie Yin Yoga, bei der man lernt, in einer unangenehmen Dehnung zu verweilen und zu atmen, schult genau die Fähigkeit, die wir im Umgang mit emotionalem Schmerz brauchen: präsent zu bleiben und zu fühlen, anstatt zu flüchten.

Wenn Sie also das nächste Mal ein Ziehen im Rücken spüren, halten Sie einen Moment inne. Anstatt sofort zur Schmerztablette zu greifen, fragen Sie sich: Welche Last trage ich gerade? Wovor habe ich Angst? Wo in meinem Leben fehlt mir Unterstützung? Diese Auseinandersetzung kann der erste Schritt sein, nicht nur den Schmerz zu lindern, sondern auch die zugrundeliegende emotionale Ursache zu heilen.

Wann sollten Sie die „Wonder Woman“-Pose einnehmen, um Mut zu fassen?

Bisher haben wir darüber gesprochen, wie die Psyche den Körper beeinflusst. Doch der Dialog funktioniert auch in die andere Richtung: Der Körper kann die Psyche formen. Das Konzept des „Power Posing“ basiert genau auf dieser somatopsychischen Wirkung. Es besagt, dass das Einnehmen einer kraftvollen, raumgreifenden Körperhaltung nicht nur nach außen selbstbewusst wirkt, sondern auch unser inneres Erleben und sogar unsere Biochemie positiv verändern kann. Lange Zeit war die wissenschaftliche Grundlage umstritten, doch neuere Forschungen geben dem Ansatz recht.

So belegt eine große Datenauswertung der Universitäten Halle-Wittenberg, Bamberg und Ohio State aus 2022 mit fast 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Power Posing und einer positiveren Selbstwahrnehmung sowie selbstbewussterem Verhalten. Die Haltung sendet ein Signal an das Gehirn, das daraufhin das emotionale Erleben anpasst. Eine aufrechte Haltung kann uns also tatsächlich helfen, uns mutiger und kompetenter zu fühlen.

Wann ist der richtige Moment für eine solche Intervention? Immer dann, wenn Sie vor einer herausfordernden Situation stehen: vor einem wichtigen Gespräch, einer Präsentation, einem Vorstellungsgespräch oder einfach an einem Tag, an dem Sie sich klein und unsicher fühlen. Suchen Sie sich einen ruhigen Ort – das kann auch die Bürot-Toilette sein – und nehmen Sie für zwei Minuten bewusst eine Power Pose ein. Der Effekt ist am stärksten, wenn Sie die Haltung kurz vor dem Ereignis einnehmen.

Diese Frau nutzt eine kraftvolle Haltung, um ihr Selbstvertrauen vor einem wichtigen Moment zu stärken. Die offene und aufrechte Pose signalisiert Stärke und Kompetenz.

Frau in selbstbewusster Körperhaltung im modernen Büroraum

Hier sind einige Posen, die Sie ausprobieren können:

  • Die „Wonder Woman“-Pose: Stellen Sie sich etwas mehr als schulterbreit hin, ballen Sie die Hände zu Fäusten und stemmen Sie sie in die Hüften. Brust raus, Schultern nach hinten, Kinn leicht nach oben.
  • Die Sieger-Pose: Nehmen Sie eine aufrechte Haltung ein, die Arme wie nach einem Sieg in die Luft geworfen. Stellen Sie sich vor, Sie laufen gerade durchs Ziel.
  • Die Präsenz-Pose: Stehen Sie aufrecht und schulterbreit, lassen Sie die Arme locker hängen, aber spüren Sie eine Grundspannung im ganzen Körper. Schieben Sie die Brust leicht vor und atmen Sie bewusst tief ein und aus.

Es geht nicht darum, eine Rolle zu spielen, sondern darum, Ihrem Körper zu erlauben, Ihr Gehirn auf Erfolg zu programmieren. Sie starten den positiven Kreislauf von der körperlichen Ebene aus.

Was passiert biochemisch in Ihrem Gehirn nach 20 Minuten Joggen?

Die positive Wirkung von Ausdauersport wie Joggen ist weithin bekannt: Das Gehirn schüttet Endorphine aus, die als natürliche Schmerzmittel und Stimmungsaufheller wirken – das berühmte „Runner’s High“. Doch was passiert biochemisch, wenn wir den entgegengesetzten Weg wählen? Was geschieht, wenn wir statt auf Anstrengung auf strategische, tiefe Ruhe setzen? Die Forschung zeigt, dass die Effekte hier mindestens genauso tiefgreifend sind und für Menschen mit chronischem Stress oder Burnout-Neigung oft heilsamer sein können.

Ein Schlüsselhormon in diesem Zusammenhang ist Dopamin, der Neurotransmitter, der für Motivation, Belohnung und Freude zuständig ist. Bei chronischem Stress sinkt der Dopaminspiegel oft ab, was zu Antriebslosigkeit und Apathie führt. Techniken der Tiefenentspannung können hier gezielt gegensteuern. Neueste Forschungen zu NSDR (Non-Sleep Deep Rest), einer Form der geführten Meditation, sind beeindruckend: So zeigen aktuelle Studien zur Dopamin-Regulation einen Anstieg des Dopaminspiegels um bis zu 65 % nach nur einer einzigen Sitzung. Der Körper wird in einen Zustand versetzt, der tiefer ist als normaler Schlaf und dem Gehirn erlaubt, seine biochemischen Batterien wieder aufzuladen.

Eine eng verwandte Technik ist Yoga Nidra, der „yogische Schlaf“. Hier wird der Körper ebenfalls in einen Zustand bewusster Tiefenentspannung geführt. Was dabei im Gehirn passiert, war lange ein Rätsel, doch moderne Bildgebung macht es sichtbar.

Fallstudie: Neurologischer Einblick in Yoga Nidra

Forscher in Indien wiesen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) nach, dass Yoga Nidra die Aktivität im sogenannten Default Mode Network (DMN) signifikant reduziert. Dieses Netzwerk ist unser mentales „Hintergrundrauschen“ – es ist aktiv, wenn wir grübeln, uns Sorgen machen oder in Gedanken abschweifen. Durch das Herunterfahren des DMN schafft Yoga Nidra einen Zustand, der das Gehirn effektiver regenerieren lässt als ein normaler Mittagsschlaf, da das endlose Gedankenkarussell bewusst angehalten wird.

Diese Erkenntnisse verändern unser Verständnis von Erholung. Es geht nicht nur darum, nichts zu tun, sondern darum, das Gehirn aktiv in einen regenerativen Zustand zu versetzen. Die biochemische Signatur von strategischer Ruhe ist messbar und ein kraftvolles Gegengewicht zu einer Welt, die uns ständig zur Aktivität antreibt.

Warum wirken manche Outfits kompetent und andere unsicher?

Die Wahl unserer Kleidung hat zweifellos einen Einfluss darauf, wie wir wahrgenommen werden. Farben, Schnitte und Stoffe senden soziale Signale und können Professionalität, Kreativität oder Autorität unterstreichen. Dieses Phänomen ist als „Enclothed Cognition“ bekannt: Die Kleidung, die wir tragen, beeinflusst unsere eigenen psychologischen Prozesse und Verhaltensweisen. Ein gut sitzender Blazer kann uns das Gefühl geben, kompetenter zu sein. Doch die Wirkung eines Outfits hängt nur zu einem kleinen Teil am Stoff selbst.

Die entscheidende Komponente ist die Körperhaltung der Person, die die Kleidung trägt. Das teuerste Kostüm wirkt unsicher und kraftlos, wenn es von hängenden Schultern, einem runden Rücken und einem gesenkten Blick getragen wird. Umgekehrt kann eine Person in Jeans und T-Shirt durch eine aufrechte, offene Haltung und einen klaren Blick absolute Souveränität und Kompetenz ausstrahlen. Die Haltung ist die Grundlage, auf der die Wirkung der Kleidung erst aufgebaut wird. Sie ist der wahre Indikator für unser inneres Befinden.

Eine aufrechte Körperhaltung, bei der der Rücken gerade und die Schultern leicht nach hinten gezogen sind, vermeidet die nonverbale Botschaft von Müdigkeit, Desinteresse oder Introvertiertheit. Sie signalisiert Präsenz und Engagement. Dies gilt besonders im Sitzen: Wer sich entspannt zurücklehnt statt mit runden Schultern über den Tisch zu beugen, strahlt Ruhe und Kontrolle aus. Ein weiterer entscheidender Faktor ist der Blickkontakt. Anstatt den Blick unsicher schweifen zu lassen, sollten Sie versuchen, geradeaus zu schauen und den Augenkontakt mit Ihrem Gegenüber zu halten. Ein einfacher Trick bei Unbehagen: Schauen Sie nicht direkt in die Augen, sondern auf die Nasenwurzel des anderen. Der Unterschied ist für Ihr Gegenüber kaum wahrnehmbar, gibt Ihnen aber mehr Sicherheit.

Letztendlich ist es also nicht das Outfit, das unsicher oder kompetent wirkt, sondern die Person darin. Ihre Körperhaltung ist die lauteste Botschaft, die Sie senden. Bevor Sie also morgens überlegen, was Sie anziehen, nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um Ihre Haltung zu justieren. Richten Sie sich auf, atmen Sie tief durch und betreten Sie die Welt mit einer Haltung, die sagt: „Ich bin hier. Ich bin präsent. Ich bin kompetent.“

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihr Körper sendet ständig Signale; chronische Schmerzen sind oft späte, laute Botschaften ungelöster emotionaler Spannungen.
  • Bewusste Haltungsänderungen (Power Posing) und gezielte Entspannung (Yin Yoga, NSDR) können Ihre Gehirnchemie (Dopamin, Cortisol) direkt und positiv beeinflussen.
  • Intuitives Bewegen, also die Wahl der Aktivität nach Gefühlslage statt nach Plan, ist ein Schlüssel zur nachhaltigen Selbstregulation und zur Vermeidung von Erschöpfung.

Wie ein warmes Bad am Abend den Cortisolspiegel senken kann

Nach einem langen, anstrengenden Tag gibt es kaum etwas Wohltuenderes als ein warmes Bad. Diese entspannende Wirkung ist nicht nur ein subjektives Gefühl, sondern lässt sich auch biochemisch erklären. Ein zentraler Akteur dabei ist Cortisol, das primäre Stresshormon unseres Körpers. Ein chronisch erhöhter Cortisolspiegel, besonders am Abend, stört den Schlaf, schwächt das Immunsystem und trägt zur Entstehung von Burnout bei. Ein warmes Bad kann helfen, diesen Kreislauf zu durchbrechen.

Der Mechanismus dahinter ist zweifach. Erstens führt die Wärme zur Entspannung der Muskulatur. Verspannte Muskeln signalisieren dem Gehirn Gefahr und halten das Stresssystem aktiv. Lockert sich die Muskulatur, erhält das Gehirn das Signal „Entwarnung“, und die Cortisolproduktion wird gedrosselt. Zweitens spielt die Thermoregulation eine Rolle: Das Bad erhöht zunächst die Körperkerntemperatur. Nach dem Bad kühlt der Körper schnell wieder ab, was dem Gehirn ein starkes Signal zum Einschlafen gibt und die Produktion des Schlafhormons Melatonin fördert, einem natürlichen Gegenspieler von Cortisol.

Dieses Prinzip der bewussten Herabregulation des Stresssystems ist nicht auf ein Bad beschränkt. Es ist derselbe Mechanismus, der auch bei sanften Yoga-Praktiken wirkt. Wie wissenschaftliche Messungen zeigen, sind Yoga-Übungen nachweislich mit einem reduzierten Cortisolspiegel am Abend verbunden. So belegen wissenschaftliche Messungen zur stressreduzierenden Wirkung, dass die Praxis von Asanas die Ausschüttung des Stresshormons regulieren kann. Eine systematische Übersichtsarbeit hat gezeigt, dass die meisten Yoga-Arten, von Hatha bis Yin Yoga, positive Effekte auf die Stressreduktion haben und die physiologische Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress erhöhen.

Ob Sie sich also für ein warmes Bad, eine sanfte Yoga-Einheit oder eine Atemübung entscheiden – das zugrundeliegende Ziel ist dasselbe: Sie geben Ihrem Nervensystem aktiv die Erlaubnis, vom „Kampf-oder-Flucht“-Modus in den „Ruhe-und-Regenerations“-Modus zu wechseln. Sie beenden den Tag nicht, indem Sie erschöpft zusammenbrechen, sondern indem Sie bewusst eine Handlung setzen, die Ihrem Körper und Ihrer Psyche signalisiert, dass sie sicher sind und sich erholen dürfen. Dies ist der letzte, entscheidende Schritt im täglichen Haltungsdialog mit sich selbst.

Indem Sie lernen, die Sprache Ihres Körpers zu verstehen und aktiv in den Dialog zu treten, verwandeln Sie ihn von einer Quelle unerklärlicher Beschwerden in einen weisen Verbündeten. Beginnen Sie noch heute damit, auf seine Signale zu hören, ihm mit bewusster Bewegung zu antworten und so die Kontrolle über Ihre Stimmung und Ihr Selbstvertrauen zurückzugewinnen.

Geschrieben von Miriam Weber, Systemische Therapeutin, MBSR-Lehrerin und Schlaf-Coach. 14 Jahre Erfahrung in der Stressbewältigung und somatischen Regulation des Nervensystems.