Veröffentlicht am März 15, 2024

Das „quietschsaubere“ Gefühl ist kein Zeichen von Reinheit, sondern ein Hilferuf Ihrer Hautbarriere, die durch falsche Produkte und hartes Wasser angegriffen wird.

  • Aggressive Reiniger und ein hoher Wasser-pH-Wert lösen den „Lipid-Mörtel“ (Ceramide) aus Ihrer Haut und schwächen den natürlichen Schutz.
  • Eine angepasste Doppelreinigung ist oft wirksamer bei der Entfernung von Make-up sowie Sonnenschutz und gleichzeitig sanfter als ein einzelner, stark schäumender Schritt.

Empfehlung: Analysieren Sie Ihre lokale Wasserhärte und stellen Sie auf pH-hautneutrale (4,5-5,5) Reiniger um, um den Säureschutzmantel Ihrer Haut aktiv zu managen statt ihn zu bekämpfen.

Dieses Gefühl kennen viele Frauen nur zu gut: Das Gesicht ist frisch gewaschen, fühlt sich makellos sauber an, aber spannt unangenehm, als wäre die Haut plötzlich eine Nummer zu klein. Man greift instinktiv zur Feuchtigkeitscreme, um Linderung zu verschaffen. Lange Zeit galt dieses „quietschsaubere“ Gefühl als Beweis für eine gründliche Reinigung. Aus dermokosmetischer Sicht wissen wir heute jedoch, dass dies ein Irrtum ist. Es ist vielmehr ein deutliches Alarmsignal, dass der wichtigste Schutzschild Ihrer Haut – der Säureschutzmantel – gerade massiv gestört wurde.

Die gängigen Ratschläge konzentrieren sich oft auf die Wahl des Hauttyps oder die Empfehlung, „milde“ Produkte zu verwenden. Doch diese Ansätze greifen zu kurz, da sie einen entscheidenden Faktor übersehen, der gerade in Deutschland eine immense Rolle spielt: die Qualität und Härte des Leitungswassers. Die tägliche Reinigung ist kein einfacher Waschvorgang, sondern ein komplexes biochemisches Ereignis. Es geht nicht darum, die Hautoberfläche um jeden Preis von allem zu befreien, sondern um ein intelligentes pH-Wert-Management, das die Hautbarriere intakt lässt.

Die wahre Ursache für das Spannungsgefühl liegt oft in der Kombination aus alkalischen Reinigungsprodukten und hartem, kalkhaltigem Wasser, das den natürlichen, leicht sauren pH-Wert der Haut aus dem Gleichgewicht bringt. Wenn wir verstehen, dass unsere Haut ein lebendiges Ökosystem ist, dessen Integrität von einem feinen Gleichgewicht abhängt, verändern wir unseren gesamten Ansatz. Statt gegen unsere Haut zu arbeiten, lernen wir, sie gezielt zu unterstützen.

Dieser Artikel führt Sie durch die wissenschaftlichen Grundlagen einer gesunden Hautreinigung. Wir entschlüsseln, warum Schaum nicht immer Ihr Freund ist, wie Sie sich vor dem „Kalk-Stress“ durch Leitungswasser schützen und warum manchmal weniger tatsächlich mehr ist. Ziel ist es, Ihnen das Wissen einer Apothekerin an die Hand zu geben, um das Spannungsgefühl endgültig zu beenden und eine stabile, widerstandsfähige Haut aufzubauen.

Um die für Sie passende Strategie zu finden, beleuchten wir die verschiedenen Aspekte der Hautreinigung im Detail. Der folgende Überblick zeigt Ihnen die wichtigsten Themen, die wir behandeln, um Ihre Hautpflege auf eine fundierte Basis zu stellen.

Schaum oder Öl: Welche Reinigung passt zu Ihrem Hauttyp?

Die Wahl zwischen einem schäumenden Gel und einem reichhaltigen Ölreiniger scheint oft eine reine Frage der persönlichen Vorliebe oder des Hauttyps zu sein. Fettige Haut greift zum Gel, trockene Haut zur Milch oder zum Öl – so lautet die gängige Faustregel. Aus pharmazeutischer Sicht ist diese Einteilung jedoch unvollständig. Der entscheidende, oft ignorierte Faktor ist die Härte des lokalen Leitungswassers. Hartes, kalkhaltiges Wasser hat einen höheren, also alkalischeren pH-Wert und enthält Mineralien, die sich auf der Haut ablagern und in Kombination mit aggressiven Tensiden (den waschaktiven Substanzen in vielen schäumenden Produkten) den Säureschutzmantel zusätzlich strapazieren.

Ein Reinigungsöl funktioniert nach dem Prinzip „Gleiches löst sich in Gleichem“. Es bindet effektiv fettlösliche Partikel wie Make-up, Talg und Sonnencreme, ohne der Haut ihre essenziellen Lipide zu entziehen. Beim Kontakt mit Wasser emulgiert es zu einer milchigen Textur, die sich leicht abspülen lässt. Schäumende Reiniger hingegen können, wenn sie zu aggressiv formuliert sind, die Hautbarriere regelrecht „auswaschen“ und den pH-Wert in den alkalischen Bereich verschieben, was zu Trockenheit und Irritationen führt. Das Ziel ist stets ein pH-Wert-Management, um die Haut in ihrem optimalen, leicht sauren Bereich von 4,5 bis 5,5 zu halten.

Die folgende Übersicht, basierend auf Empfehlungen von Gesundheitsexperten, zeigt, wie Sie Ihre Reinigungsmethode nicht nur an Ihren Hauttyp, sondern auch an die Wasserhärte in Ihrer Region anpassen können. Eine solche differenzierte Betrachtung ist der erste Schritt zu einer wirklich hautfreundlichen Routine, wie eine Analyse der AOK zeigt.

Reinigungsmethoden nach Hauttyp und Wasserhärte
Hauttyp Weiche Wasserregionen
(z.B. Hamburg, Bremen)
Harte Wasserregionen
(z.B. Berlin, München)
Normale Haut Milde Reinigungslotion oder Mizellenwasser Reinigungsmilch + Tonic-Kombination
Fettige Haut Reinigungsgel mit antibakteriellen Wirkstoffen Ölreiniger (Double Cleansing) + mildes Gel
Trockene Haut Reinigungsmilch + Gesichtswasser Reinigungsöl oder -balm (rückfettend)
Mischhaut Mizellenwasser oder leichtes Gel Reinigungsöl für T-Zone, Milch für Wangen

Die Wahl des richtigen Produkts ist also keine Entweder-oder-Entscheidung, sondern eine strategische Anpassung an die individuellen Gegebenheiten Ihrer Haut und Ihrer Umgebung. Nur so kann die Barriere-Integrität langfristig gewahrt werden.

Wie entfernen Sie Sonnencreme und Make-up wirklich rückstandslos?

Besonders langanhaltendes Make-up und moderne, wasserfeste Sonnencremes stellen eine besondere Herausforderung für die abendliche Reinigung dar. Ein einzelner Waschgang mit einem milden Reiniger reicht hier oft nicht aus, um alle Rückstände, insbesondere Silikone und mineralische Filter wie Zinkoxid oder Titandioxid, vollständig zu lösen. Diese Partikel können die Poren verstopfen und die Wirksamkeit der nachfolgenden Pflegeprodukte beeinträchtigen. Die Lösung für dieses Problem ist eine Methode, die aus der asiatischen Hautpflege stammt und sich auch in der europäischen Dermokosmetik bewährt hat: die Doppelreinigung (Double Cleansing).

Bei dieser Methode wird in zwei Schritten gereinigt. Der erste Schritt dient dazu, fettlösliche Verschmutzungen zu entfernen. Hierfür wird ein Reinigungsöl oder -balsam auf die trockene Haut aufgetragen und für etwa 30 bis 60 Sekunden sanft einmassiert. Das Öl löst effektiv Make-up, Talg und Sonnencreme. Erst danach wird etwas Wasser hinzugefügt, um das Produkt aufzuemulgieren, bevor es abgespült wird.

Makroaufnahme von Öltropfen die sich mit Wasser zu einer milchigen Emulsion verbinden

Der zweite Schritt zielt darauf ab, wasserlösliche Rückstände und die Reste des Ölreinigers zu entfernen. Hierfür wird ein milder, pH-hautneutraler, wasserbasierter Reiniger (z.B. ein Gel oder eine Lotion) verwendet. Das Ergebnis ist eine Haut, die porentief sauber ist, ohne dass ihre natürliche Barriere durch starkes Reiben oder aggressive Tenside angegriffen wurde. Diese Methode ist paradoxerweise oft schonender als ein einziger, intensiver Reinigungsschritt mit einem starken Produkt.

Praxisbeispiel: Doppelreinigung bei mineralischem Sonnenschutz

Die Apothekerin Cordula Fiedler aus Marl bestätigt in der Apotheken Umschau die hohe Wirksamkeit der Methode. Sie betont, dass besonders wasserfeste Sonnencremes mit mineralischen Filtern, wie sie bei den in Deutschland beliebten Naturkosmetik-Marken häufig vorkommen, nur durch eine Doppelreinigung vollständig entfernt werden können. Ihre Empfehlung für die Apothekenpraxis lautet klar: Zuerst mit einem Reinigungsöl die fettlöslichen Filter lösen, danach mit einem milden, wasserbasierten Reiniger die Haut final klären. Dies beugt Unreinheiten vor und sorgt dafür, dass die Haut nachts optimal regenerieren kann.

Wattepad oder Wasser: Was ist schonender für empfindliche Haut?

Die Frage nach dem richtigen „Werkzeug“ für die Reinigung – die eigenen Hände, ein Wattepad oder vielleicht ein wiederverwendbares Tuch – ist für Menschen mit empfindlicher, zu Rötungen neigender Haut von zentraler Bedeutung. Jede Form von mechanischer Reibung kann für eine bereits geschwächte Hautbarriere zusätzlichen Stress bedeuten. Pauschale Empfehlungen sind hier fehl am Platz; die Entscheidung hängt wiederum stark von der Wasserqualität und dem gewählten Produkt ab.

Bei weichem Wasser und der Verwendung eines abspülbaren Reinigers (Öl, Milch, Gel) sind die sauberen Hände die sanfteste Option. Durch sanfte, kreisende Bewegungen wird das Produkt verteilt und die Durchblutung angeregt, ohne die Hautoberfläche durch Reibung zu reizen. Ein Wattepad, selbst wenn es weich ist, erzeugt immer einen gewissen Abrieb, der bei empfindlicher Haut oder Zuständen wie Couperose und Rosazea zu einer Verstärkung der Rötungen führen kann.

Anders verhält es sich in Regionen mit hartem, kalkhaltigem Wasser. Hier kann ein Produkt wie Mizellenwasser, das nicht zwingend abgespült werden muss, eine sinnvolle Alternative sein. In diesem Fall ist das Wattepad notwendig, um Schmutz und Make-up abzutragen. Wichtig ist hierbei, das Pad gut zu durchfeuchten und sanft über die Haut zu streichen, anstatt zu reiben. Um die alkalischen Kalkrückstände des Wassers zu neutralisieren, kann anschließend ein Thermalwasserspray aufgesprüht werden, das den pH-Wert der Haut wieder stabilisiert. Für umweltbewusste Anwenderinnen gibt es zudem wiederverwendbare Reinigungspads aus Bambus-Mikrofaser, die eine sehr weiche Oberfläche haben und nur sanft auf die Haut getupft werden sollten.

Für Haut, die zu Rötungen und erweiterten Äderchen neigt (Couperose/Rosazea), ist die Reduzierung mechanischer Reize oberstes Gebot. Hier gilt: Tupfen statt reiben, egal welches Hilfsmittel verwendet wird. Die sanfteste Methode ist oft die minimalistischste: ein mildes, abwaschbares Produkt, aufgetragen und entfernt nur mit den Händen und lauwarmem, idealerweise weichem Wasser.

Warum ruiniert die Dusche am Morgen Ihre Gesichtshaut?

Für viele gehört die Gesichtsreinigung unter der morgendlichen Dusche zur Routine – es ist praktisch und spart Zeit. Aus dermatologischer Sicht ist dies jedoch einer der häufigsten Fehler in der Hautpflege, der langfristig zu Trockenheit, Reizungen und sogar zu sichtbaren Äderchen (Couperose) führen kann. Die beiden Hauptprobleme sind die Wassertemperatur und der Wasserdruck.

Die meisten Menschen duschen deutlich zu heiß für die empfindliche Gesichtshaut. Während der Körper höhere Temperaturen toleriert, ist für das Gesicht eine lauwarme Temperatur ideal. Experten von Hartmann Healthcare geben an, dass Temperaturen über 36 bis 38 Grad Celsius wie ein Lösungsmittel für die wertvollen Lipide wirken, die den „Mörtel“ unserer Hautbarriere bilden. Heißes Wasser löst diesen schützenden Film auf, was zu einem erhöhten Feuchtigkeitsverlust und einem sofortigen Spannungsgefühl nach dem Abtrocknen führt. Der Säureschutzmantel wird geschwächt und die Haut wird anfälliger für äußere Einflüsse.

Der zweite schädigende Faktor ist der direkte Wasserstrahl aus dem Duschkopf. Der Druck ist oft zu stark für die feinen Kapillaren im Gesicht. Bei regelmäßiger Exposition können diese kleinen Blutgefäße dauerhaft erweitert bleiben, was sich als rote Äderchen, insbesondere um Nase und Wangen, manifestiert. Dermatologen raten daher zur „3-Minuten-Regel“: Wenn die Gesichtsreinigung unbedingt unter der Dusche stattfinden muss, dann sollte sie auf die letzten Minuten beschränkt werden, wenn die Temperatur bereits heruntergeregelt wurde. Die beste Lösung ist jedoch, das Gesicht separat am Waschbecken mit lauwarmem Wasser zu reinigen – entweder vor oder nach der Dusche. So haben Sie die volle Kontrolle über Temperatur und Druck und schützen Ihre Hautbarriere effektiv.

Wann reicht klares Wasser am Morgen völlig aus?

Der Gedanke, das Gesicht morgens nicht mit einem Reinigungsprodukt zu waschen, mag zunächst unhygienisch klingen. Schließlich produziert die Haut auch nachts Talg und Schweiß. Doch für bestimmte Hauttypen und Pflegeroutinen ist der Verzicht auf einen Reiniger am Morgen die beste Entscheidung, um die Barriere-Integrität zu bewahren. Über Nacht regeneriert sich die Haut und baut ihren wertvollen Säureschutzmantel wieder auf. Eine morgendliche Reinigung, selbst eine milde, kann diesen frisch aufgebauten Schutzfilm unnötig stören.

Die Nur-Wasser-Methode eignet sich besonders für trockene, empfindliche und reife Hauttypen, deren Hautbarriere von Natur aus schwächer ist und zu Feuchtigkeitsverlust neigt. Wenn am Vorabend eine minimalistische Pflegeroutine ohne starke Wirkstoffe (wie Retinol oder hochkonzentrierte Säuren) angewendet wurde, reicht es vollkommen aus, das Gesicht morgens nur mit lauwarmem Wasser abzuspülen. Dies entfernt Schweiß und überschüssigen Talg sanft, ohne die essenziellen Lipide anzugreifen.

Minimalistische Weitwinkelaufnahme eines modernen Badezimmers im Morgenlicht

Eine milde Reinigung am Morgen ist hingegen dann notwendig, wenn am Vorabend okklusive (abdichtende) Nachtcremes oder aktive Wirkstoffe wie Retinoide (Vitamin-A-Säure) oder Peelingsäuren (AHA/BHA) verwendet wurden. Diese Produkte müssen morgens entfernt werden, um Hautirritationen zu vermeiden und die Haut auf die Tagespflege vorzubereiten. Auch bei sehr fettiger oder zu Akne neigender Haut kann eine sanfte morgendliche Reinigung sinnvoll sein.

Besonders im deutschen Winter, wenn die Haut durch den ständigen Wechsel zwischen kalter Außenluft und trockener Heizungsluft ohnehin stark beansprucht wird, kann der Verzicht auf einen Reiniger am Morgen eine wahre Wohltat sein. Es ist eine einfache, aber äußerst effektive Maßnahme, um den Säureschutzmantel maximal zu schonen und die Haut widerstandsfähiger gegen die winterlichen Strapazen zu machen.

Wie mischen Sie eine Spülung gegen Kalkrückstände für unter 50 Cent?

Einer der größten Feinde des Säureschutzmantels ist hartes, kalkhaltiges Leitungswasser. Wie Hautpflege-Experten von AESTHETICO darlegen, weist das Leitungswasser in vielen deutschen Regionen, insbesondere in Städten wie Berlin oder München, pH-Werte zwischen 7,0 und 8,5 auf. Das ist deutlich zu alkalisch für unsere Haut, deren optimaler pH-Wert bei etwa 5,5 liegt. Diese alkalische Belastung, auch als „Kalk-Stress“ bezeichnet, stört die Hautbarriere, trocknet sie aus und kann das Spannungsgefühl nach dem Waschen verursachen. Eine einfache, kostengünstige und äußerst wirksame Lösung ist eine selbstgemachte „saure Rinse“ als letzter Schritt nach der Reinigung.

Diese Spülung neutralisiert die alkalischen Kalkrückstände auf der Haut und hilft, den natürlichen pH-Wert sofort wiederherzustellen. Sie wirkt wie ein Gesichtswasser (Tonic), ist aber vollkommen natürlich und kostet nur wenige Cent pro Anwendung. Die Herstellung ist denkbar einfach und benötigt nur Zutaten, die Sie wahrscheinlich bereits zu Hause haben.

Ihr Plan für eine saure Gesichtsrinse

  1. Zutaten vorbereiten: Sie benötigen 250 ml destilliertes Wasser (aus der Drogerie oder dem Supermarkt) oder alternativ durch einen Wasserfilter (z.B. Brita) gefiltertes Wasser sowie einen Teelöffel (ca. 5 ml) Bio-Apfelessig.
  2. Mischung herstellen: Geben Sie beide Zutaten in eine saubere Sprühflasche und schütteln Sie sie gut durch. Die Mischung ist sofort einsatzbereit und im Kühlschrank einige Tage haltbar.
  3. Anwendung nach der Reinigung: Verwenden Sie die saure Rinse als finalen Schritt nach Ihrer normalen Gesichtsreinigung. Sprühen Sie sie direkt auf das Gesicht (Augen schließen!) oder geben Sie sie auf ein Wattepad und betupfen Sie die Haut damit.
  4. Einwirken lassen, nicht abspülen: Die Spülung verbleibt auf der Haut. Der leichte Essiggeruch verfliegt innerhalb weniger Minuten. Die Säure neutralisiert den Kalk und stellt den optimalen pH-Wert wieder her.
  5. Alternative für empfindliche Nasen: Falls Sie der Geruch von Apfelessig stört, können Sie als Alternative einen starken Aufguss aus zwei Beuteln grünem Tee auf 250 ml Wasser zubereiten. Abkühlen lassen und genauso verwenden. Grüner Tee ist ebenfalls leicht sauer und bietet zusätzliche antioxidative Vorteile.

Diese einfache Maßnahme kann einen dramatischen Unterschied für das Wohlbefinden Ihrer Haut machen, indem sie die Hauptursache für das Spannungsgefühl direkt an der Wurzel bekämpft.

Warum sind Ceramide der „Mörtel“ für Ihre Hautzellen?

Um zu verstehen, warum das „quietschsaubere“ Gefühl so schädlich ist, müssen wir uns den Aufbau unserer Hautbarriere genauer ansehen. Man kann sie sich wie eine Ziegelsteinmauer vorstellen: Die Hornzellen (Korneozyten) sind die „Ziegelsteine“, und die Lipide dazwischen sind der „Mörtel“, der alles zusammenhält und die Mauer stabil und undurchlässig macht. Dieser Lipid-Mörtel besteht hauptsächlich aus Ceramiden, Cholesterin und freien Fettsäuren. Eine intakte Mauer schützt uns vor Feuchtigkeitsverlust nach außen und vor dem Eindringen von Schadstoffen, Allergenen und Bakterien nach innen.

Ceramide spielen hierbei die absolute Hauptrolle. Sie machen etwa 50 % der Lipide in der äußersten Hautschicht aus und sind entscheidend für die Struktur und Funktion der Hautbarriere. Wenn wir aggressive, alkalische Reiniger verwenden oder unsere Haut zu heißem Wasser aussetzen, wirkt das wie ein Lösungsmittel für diesen wertvollen Mörtel. Die Ceramid-Struktur wird geschwächt, es entstehen Lücken in der Mauer, und die Barriere wird durchlässig. Das Resultat: Die Haut verliert Feuchtigkeit, wird trocken, schuppig, und es kommt zu dem bekannten Spannungsgefühl.

Der Hydrolipidfilm ist nur ein dünner Film, seine Rolle für die Hautgesundheit ist aber von besonderer Bedeutung. Aggressive, alkalische Reiniger und heißes Wasser wirken wie ein Lösungsmittel für diesen Mörtel.

– AESTHETICO Forschungsteam, Säureschutzmantel der Haut – Aufbau & Funktion

Die Bedeutung einer intakten Barriere wird durch klinische Daten untermauert. Eine deutschlandweite Studie, die DERMASENCE 2024 mit über 20 Dermatologen und 213 Teilnehmenden durchführte, belegt dies eindrücklich. Die Ergebnisse zeigten, dass bei der Verwendung von pH-angepassten Produkten, die den Säureschutzmantel respektieren, 81 % der Teilnehmenden mit Rosacea von einer sichtbaren Verbesserung ihres Hautbildes berichteten. Dies beweist, dass die Aufrechterhaltung eines intakten Säureschutzmantels mit einem pH-Wert von 4,5-5,5 essenziell ist.

Symbolische Darstellung der Hautbarriere als Ziegelmauer mit sichtbaren Lipidschichten

Eine gesunde Reinigungsroutine zielt also nicht darauf ab, die Hautoberfläche zu sterilisieren, sondern darauf, den „Ceramid-Mörtel“ zu schützen und zu stärken. Die Wahl von pH-hautneutralen Produkten und die gezielte Zufuhr von ceramidhaltigen Pflegecremes sind die Grundpfeiler einer jeden Strategie zur Wiederherstellung und Erhaltung einer gesunden Haut.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das „quietschsaubere“ Gefühl signalisiert eine beschädigte Hautbarriere, nicht Sauberkeit.
  • Der pH-Wert Ihres Reinigers und die Härte Ihres Leitungswassers sind oft entscheidender als die Produkttextur (Schaum/Öl).
  • Der Säureschutzmantel (pH 4,5-5,5) ist Ihre wichtigste Verteidigung; schützen Sie ihn durch milde Methoden und gezielte Pflege mit Ceramiden.

Wie passen Sie Ihre Feuchtigkeitspflege an die trockene Heizungsluft im deutschen Winter an?

Selbst die sanfteste Reinigungsroutine kann die Haut im Winter an ihre Grenzen bringen. Die Kombination aus kalter, trockener Luft draußen und warmer, noch trockenerer Heizungsluft drinnen entzieht der Haut kontinuierlich Feuchtigkeit. Die Hautbarriere wird permanent herausgefordert, und die Regenerationszeit des Säureschutzmantels nach der Reinigung verlängert sich. Um diesem winterlichen Stress entgegenzuwirken, ist eine Anpassung der nachfolgenden Feuchtigkeitspflege unerlässlich. Es geht nicht nur darum, Feuchtigkeit zuzuführen, sondern sie auch effektiv in der Haut zu versiegeln.

Eine in der Dermokosmetik bewährte Technik ist die sogenannte „Sandwich-Methode“. Sie kombiniert verschiedene Produktkategorien in einer bestimmten Reihenfolge, um die Hydratation zu maximieren und den transepidermalen Wasserverlust (den Verlust von Feuchtigkeit durch die Hautoberfläche) zu minimieren. Diese Methode besteht aus drei einfachen Schritten, die direkt nach der Reinigung auf die noch leicht feuchte Haut aufgetragen werden:

  1. Schritt 1 (Feuchtigkeit binden): Tragen Sie ein feuchtigkeitsspendendes Serum auf Basis von Hyaluronsäure auf. Hyaluronsäure kann ein Vielfaches ihres Eigengewichts an Wasser binden und wirkt wie ein Wassermagnet in der Haut. Das Auftragen auf die noch feuchte Haut hilft, diese zusätzliche Feuchtigkeit mit einzuschließen.
  2. Schritt 2 (Barriere reparieren): Arbeiten Sie eine Creme ein, die reich an Ceramiden ist. Diese Creme dient als „Mörtel“ und hilft, die durch die trockene Luft entstandenen Lücken in der Hautbarriere wieder aufzufüllen. Produkte von Marken wie CeraVe oder Mixa sind hierfür in deutschen Apotheken und Drogerien leicht erhältlich.
  3. Schritt 3 (Feuchtigkeit versiegeln): Als letzten Schritt geben Sie 2-3 Tropfen eines nicht-komedogenen Gesichtsöls (z.B. Squalan oder Jojobaöl) über die Creme. Das Öl bildet einen schützenden Film auf der Haut, der die zuvor aufgetragene Feuchtigkeit und die Pflegestoffe „versiegelt“ und vor dem Verdunsten schützt.

Zusätzlich zur Hautpflege können auch einfache Lifestyle-Anpassungen helfen. Eine Schale Wasser auf der Heizung erhöht die Luftfeuchtigkeit im Raum, und regelmäßiges Stoßlüften sorgt für einen besseren Luftaustausch. So unterstützen Sie Ihre Haut von innen und außen im Kampf gegen die winterliche Trockenheit.

Diese saisonale Anpassung ist entscheidend. Die richtige Schichtung Ihrer Pflegeprodukte kann den Unterschied zwischen trockener, gereizter Winterhaut und einem ausgeglichenen, gesunden Teint ausmachen.

Häufige Fragen zur Hautreinigung und zum Spannungsgefühl

Für welche Hauttypen eignet sich die Nur-Wasser-Methode morgens?

Besonders trockene und empfindliche Hauttypen profitieren davon. Bei einer minimalistischen Abendpflege ohne starke Wirkstoffe wie Retinol oder Säuren reicht Wasser am Morgen völlig aus, um den über Nacht gebildeten Säureschutzmantel zu schonen.

Wann sollte ich morgens doch einen Reiniger verwenden?

Nach der Verwendung von aktiven Wirkstoffen wie Retinol, AHA/BHA-Säuren oder sehr reichhaltigen, okklusiven Nachtcremes am Vorabend ist eine milde Reinigung am Morgen notwendig, um die Produktreste zu entfernen und die Haut auf die Tagespflege vorzubereiten.

Wie wirkt sich Heizungsluft auf die Reinigungsroutine aus?

Im deutschen Winter strapaziert trockene Heizungsluft die Hautbarriere zusätzlich. Der Verzicht auf einen Reiniger am Morgen kann in dieser Zeit eine sehr effektive Maßnahme sein, um die Haut maximal zu schonen und den Feuchtigkeitsverlust zu minimieren.

Geschrieben von Julia Dr. Weiss, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie mit Zusatzbezeichnung Allergologie. 18 Jahre klinische Erfahrung mit Fokus auf medizinische Kosmetik, Trichologie (Haarwissenschaft) und Anti-Aging.